„This is my design“ – Postmoderne Todesbilder in den TV-Serien von Bryan Fuller

Der Tod ist zu einem zentralen Motiv aktueller US-Fernsehserien geworden. Neue, innovative Erzählformate brechen bewusst mit Sehgewohnheiten und konfrontieren den Zuschauer mit einer nie dagewesenen Intensität und Regelmäßigkeit an Todesdarstellungen. Diese „neue Sichtbarkeit des Todes“ (Macho/Marek 2007) manifestiert sich in der Ästhetisierung des toten Körpers – ob am Tatort, in der Leichenhalle, oder als Wiedergänger. Ein neuer Darstellungsmodus ist entstanden, in dem die Leiche nicht den Tod, sondern gegenwärtige soziokulturelle Bewältigungsstrategien im Umgang mit dem Lebensende abbildet (Weber 2011).

Die Darstellung der Leiche als Ausdruck einer individuellen Todesauffassung lässt sich mustergültig im Schaffen des Showrunners Bryan Fuller ablesen. Fullers Werk ist von der Auseinandersetzung mit dem Tod durchgezogen. Seine Serien erzählen vom morbiden Alltag ihrer Protagonisten, die als Grenzgänger zwischen Leben und Sterben professionell mit dem Tod zu tun haben: Die kürzlich verschiedene Georgia aus Dead Like Me (2003-2004, Showtime) sammelt die Seelen Verstorbener; in Pushing Daisies (2007-2008, ABC) reanimiert Kuchenverkäufer Ned die Toten; Serienkiller Hannibal Lecter komponiert aus den Leichen seiner Opfer grotesk-kunstvolle Todes-Tableaus (Hannibal, 2013-2015, NBC).

Die auffällige Bildinszenierung von sterbenden und toten Körpern in Dead Like Me, Pushing Daisies und Hannibal offenbart das widersprüchliche Verhältnis zwischen Bild und Tod. Fullers neobarocke Todesbilder sind überhöht, stilisiert, surreal; sie stehen den realitätsnahen Darstellungen von Leichen in anderen Krimi- und Dramenserien gegenüber. Sind sie bloß postmoderne Spielereien, die den Tod als sensationellen Unterhaltungswert missbrauchen, oder können sie den Zuschauer tatsächlich an eine ausdifferenzierte Beschäftigung mit der eigenen Sterblichkeit heranführen?


Simon Born (*1988) studierte das Diplomfach Mediendramaturgie an der Johannes-Gutenberg Universität Mainz und promoviert derzeit im Fach Medienwissenschaft an der Universität Siegen.

Verfasser zahlreicher Texte zur Film- und Medienkultur für die Online-Filmmagazine Screenshot – Texte zum Film und NEGATIV.

Aktuelle Forschungsinteressen umfassen u.a. zeitgenössische Serienproduktionen, transmediale Erzählkonzepte, Filmmusik und Filmkomödie.