Offen für neue Perspektiven. Filmtheoretische Forschungsparadigmen im Dialog

Ein Workshop von Christoph Büttner (Universität Bayreuth) und Felix T. Gregor (Universität zu Köln)

Als das Ergebnis unterschiedlicher Paradigmen, mithin Theorieschulen heutiger medienkulturwissenschaftlicher Forschung, lässt sich für den filmwissenschaftlichen Diskurs eine Art ‚epistemologischer Friktionseffekt‘ beschreiben: Anstatt mittels verschiedener Denkschulen gemeinsam und produktiv über einen Gegenstandsbereich zu sprechen, ist häufig eine entgegengesetzte Tendenz zu beobachten. Untersuchungsgegenstände werden für die eigene (Sub-)Disziplin reklamiert und an die Stelle eines argumentativen Austauschs tritt oft die Auseinandersetzung über ‚richtige‘ Begrifflichkeiten, Sichtweisen und Deutungshoheiten. Im Grenzfall droht die Kommunikation vollends zu versagen oder zu versiegen und der gemeinschaftliche Austausch gar zu einem wissenschaftlichen Grabenkampf zu werden. Von solchen größeren oder kleineren Friktionseffekten sehen wir auch den film- und medienwissenschaftlichen ‚Nachwuchs‘ der Gegenwart, mithin das Film- und Fernsehwissenschaftliche Kolloquium, berührt. Ob beispielsweise Fragen zu Repräsentation, Narratologie und Gender oder Fragen zu leiblicher Erfahrung und Kinoaffekten untersucht werden, so finden sich am Ende meist die gleichen Kolleg*Innen in Panels zusammen, die wiederum entlang einer Differenz zwischen textualitätsbasierten und körperbasierten Theorieansätzen sortiert zu sein scheinen.

Bei einem genaueren Blick sind die analytisch meist sehr unterschiedlichen Paradigmen jedoch nicht zwingend theoretisch und/oder argumentativ unverträglich zueinander. Eher sorgen die Praktiken des wissenschaftlichen Alltags – etwa Selbstpositionierungen entlang bestehender Perspektiven seitens der Betreuer*Innen und Institutionen oder schlicht fehlende Zeit – häufig für das Nicht-Gelingen eines Dialogs untereinander. Aus diesem Grund zielen wir mit unserem Workshop auf die (Wieder-)Herstellung eines produktiven Austauschs, jenseits und trotz methodisch-analytischer bzw. begrifflicher Hürden. Wie können sich folglich zentrale theoretische Prämissen begrifflich für multiperspektivische Untersuchungen ‚übersetzen‘ lassen? Welche marginalisierten Argumente jeweils anderer Forschungsansätze können unsere eigene Sichtweise bereichern? Und wie können unsere Arbeiten es schaffen, offen, weiterhin aber präzise in ihren Beobachtungen zu sein? Da wir solche Fragen in einem Kurzworkshop natürlich nicht erschöpfend behandeln werden können, soll uns unsere Faszination für den Film und das Kino als Startpunkt dienen: Gerne möchten wir mit Euch anhand einiger Filmbeispiele überlegen, was uns an Filmen interessiert, vor allem aber auch welche gemeinsamen Fragen es sich zu stellen lohnt. Darüber hinaus würden wir uns besonders freuen, mit Euch im Gespräch zu bleiben und damit im Idealfall sogar den Anstoß für gemeinsame Forschungsprojekte zu geben.

Diskussionsvorschläge, Anregungen für Beispiele und generelle Überlegungen nehmen wir sehr gerne schon im Vorfeld unter christoph.buettner@uni-bayreuth.de und felix.gregor@uni-koeln.de entgegen.


Christoph Büttner, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Professur für Medienwissenschaft an der Universität Bayreuth. Derzeit verfolgt er an der Universität Konstanz ein Promotionsprojekt zu Repräsentationen postindustrieller Arbeitswelten im deutschen Film. Sein Interessen-, Forschungs- und Publikationsschwerpunkt liegt im Bereich der vielfältigen Repräsentationsbeziehungen von Film, Sozialem und Politischem.

Felix T. Gregor, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Sein Promotionsprojekt beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Kapitalismus und seinen filmischen Bildern im gegenwärtigen Kino. Weitere Forschungsinteressen und Lehrschwerpunkte liegen in der Film- und Mediengeschichte (insbesondere Japan), Queer Theory und Medienwissenschaft und auf Fragen von Prekarität und Biomacht.