Zuschauerfigurationen zwischen Flow und Stream
Der Vortrag befragt, welche Funktionen Fließausdrücke in den Fernsehwissenschaften einnehmen. In Bezug auf Zuschauerfigurationen wird dazu einerseits der TV-Flow nach Williams (1975) fokussiert (und seine theoretischen Aktualisierungen vor dem Hintergrund medientechnischer Neuerungen), andererseits die werbelogischen Versprechen des streamings im Sinne des Internet-Fernsehens. Eine Gegenüberstellung von Flow und streaming unternimmt bereits Herbert Schwaab (2012). Er bezieht die jeweiligen Vorstellungen, die mit dem Zuschauen im Analogfernsehen und im Internet-TV einhergehen, aufeinander. Konkret beschreibt er den Flow des Fernsehens und grenzt ihn vom Internet-TV ab, da hier ein solcher nicht ausfindig zu machen ist. Um diese Unterscheidung zu unterstreichen nehmen Ausdrücke und Formulierungen, die mit dem Fließen verbunden sind, eine wesentliche Rolle ein. In seiner Argumentation findet der Aspekt des mithin metaphorischen Charakters des Fließens jedoch keine Beachtung.
Ebendiesen gilt es in den Blick zu nehmen. Der Vortrag sucht zu zeigen, dass Fließausdrücke im Vergleich von Analogfernsehen und Internet-TV dazu tendieren, eine gewisse Deutungsoffenheit mitzuführen und die angestrebte Unterscheidung unterlaufen. Die Rede vom Fließen – so die These – verunklart die Unterscheidung zwischen Analogfernsehen und Internet-TV. Der Vortrag analysiert die vorausgesetzte Evidenz der Fließausdrücke. Ziel ist, die Trugbilder technischer Vermittlungen zu problematisieren.
Mathias Denecke erhielt seinen B.A.- und M.A.-Abschluss in Literatur-Kunst-Medienwissenschaften (Konstanz). Seit 2014 arbeitet er als Doktorand am Digital Cultures Research Lab (DCRL) Lüneburg. Sein Projekt «Wirklichkeiten der Vermittlung» befasst sich mit der Analyse von Fließausdrücken, die im Zusammenhang mit technischer Vermittlung eingesetzt werden. Ziel ist, Trugbilder der Vermittlung auf ihre historischen Fluchtlinien hin zu befragen.