Stil und Dramaturgie audiovisuell
Filmstil ist ein Begriff, der an verschiedene Felder anschlussfähig ist und zwischen diesen vermittelt, selbst aber bisher nur ungenügend in den Blick genommen wurde. Dabei weist er eine erstaunliche Flexibilität auf. Er wird als Distinktionsmerkmal individueller Filme und Personen ebenso verwendet wie zur Feststellung der Zusammengehörigkeit von Werkgruppen. Er wird einerseits der autonomen Entscheidung eines Künstlersubjekts zugerechnet, andererseits den äußeren (technischen, ökonomischen, kulturellen) Bedingungen ästhetischer Produktion. Dominante ästhetische Konventionen werden als »Stil« beschrieben, aber auch die Abweichung, das Zufällige, das Inkommensurable und das Unbeherrschbare. Stil ist Autonomie und Heteronomie, Epoche und Individuum, ein anzustrebendes Ideal und die Summe faktisch beobachtbarer Merkmale. Er steht grundsätzlich zwischen Anschauung und Ästhetik zum einen, künstlerischer Praxis und Handwerk zum anderen: zwischen dem Was und dem Wie des Films.
Der vor kurzem erschienene Sammelband „Filmstil. Perspektivierungen eines Begriffs“ fasst die Ergebnisse des DFG-Forschungsnetzwerks „Filmstil“ zusammen. Als Mitherausgeberin möchte ich einige Einblicke anhand meines Teilprojekts „Stil und Dramaturgie audiovisuell“ gewähren. Ich gehe dabei der Frage nach, wie sich Stil und Narration gegenseitig beeinflussen und wie Übergänge von einem zum anderen (be-)greifbar gemacht werden können. Der Text denkt beide (in Stilanalysen üblicherweise getrennten) Dimensionen zusammen: Die Formästhetik als narrative Übung und die dramaturgischen Elemente als Stilstrategien.
Tina Kaiser, Dr. phil, ist seit 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität Marburg.
Studium der Kultur-, Kunst- und Filmwissenschaften in Lüneburg und Berlin.
- 2008 Promotion mit der Arbeit Aufnahmen der Durchquerung – Das Transitorische im Film (Bielefeld).
- Arbeiten als Autorin, Herausgeberin, Dozentin sowie im Kultur- und Kinofilmbereich (Regieassistenz, Stoffentwicklung etc.).
- 2011-2014 Organisationsleitung und konzeptionelle Co-Leitung des Marburger Kamerapreises und der Bild-Kunst Kameragespräche.
- Seit 2012 Mitglied des DFG-Forschungsnetzwerks „Filmstil“.
- 2015 Mitgründerin der medienpraktischen Veranstaltungsreihe DOING AUDIO-VISUAL MEDIA.
Aktuelles Forschungsprojekt: „Arbeit am Audiovisuellen – ästhetische, narrative und produktionstechnische Strategien“ (AT).
Jüngste Publikationen: Filmstil. Perspektivierungen eines Begriffs und Filmkonzepte #41: Pedro Costa (beide München 2016).