„The past is not my concern.“ – Die Serialität von Absenz und Präsenz in Peaky Blinders

Peaky Blinders ist eine Serie, die in ihrer Hybridität (Genre, Form, Distribution) wie wenige andere Ausdruck der zunehmenden narrativen Komplexität (Mittell) von Fernseherzählungen ist. Als historische Fiktion bedient sie sich einer Reihe von (Re-)Präsentationsformen, welche einen Bruch mit etablierten, formelhafteren „period dramas“ darstellen und im Zuge dessen das Potential einer ganz neuen Perspektive auf die dargestellte Vergangenheit, deren Vergeschichtlichung und Narrativisierung entwickeln.

In meinem Vortrag möchte ich ein Kapitel meiner Dissertation skizzieren, welches sich im Kern mit der Verflechtung von Form und Inhalt, von Merkmalen narrativer Komplexität und Serialität, sowie der Möglichkeit und Hinterfragung televisueller, postmoderner, historischer Fiktionen in serieller Form befasst. Hierfür werde ich speziell über die komplexe Darstellung von Absenz und Präsenz als Ausdruck eines mehrdimensionalen Vergangenheits- und Geschichtsbegriffs, zirkulär wiederkehrender, bzw. niemals tatsächlich endender, historischer Ereignisse, sowie als zentrale Eigenschaften serieller Narrative sprechen. Das titelgebende Zitat des Protagonisten Thomas Shelby – „The past is not my concern. The future is not my concern anymore either“ – steht hierbei repräsentativ für dessen unüberwindbare Dualität von Absenz (Vergangenheit und Zukunft) und Präsenz (Gegenwart), welche sich formal kumulativ als Wiederholung mit Variation äußert und den Text so zunehmend komplexer werden lässt.


Susanne Köller ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Lehrstuhl für Englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie schreibt ihre Dissertation zur Narrativisierung historischer Ereignisse in komplexen, kontemporären Fernsehserien und lehrt im Bereich Fernsehserien und Serialität. Ihren M.A. hat sie am John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin in Nordamerikastudien mit den Schwerpunkten Kultur und Geschichte mit einer Arbeit zu 1968 in Mad Men abgeschlossen.