Bilder performativer Magie: Rituelle Darstellungen als filmische Praktiken der Transgression

Rituale sind Wiederholungen archetypischer, mythisierter Handlungen, fluide und durch mimetisches Wissen gespeist (Eliade). Sie sind Ausdruck von Machtbeziehungen, beeinflussen Hierarchien und strukturieren soziale Wirklichkeiten (Wulf). Darüber hinaus stellen sie spezielle Kommunikationsformen dar (Gennep) und konzipieren sich und ihre performative Magie durch kommunikative Handlungen mit transformativer, verbaler Kraft. Rituale bedeuten Transgression; sie markieren Schwellenübergänge von einem Zustand in einen anderen und sind daher als zwischenweltlich zu charakterisieren (Bourdieu).

Filme entfalten ihre Wirkung ebenfalls auf performativer Ebene und greifen dort transgressive Motive auf. Der Vortrag betrachtet daher bestehende Bezüge zwischen Ritual und filmischer Darstellung. Dabei soll es beispielhaft um Transgressionen zwischen Leben und Tod sowie Sterblichkeit und Unsterblichkeit gehen. Auch Übergänge von einem Geschlecht ins andere oder Verwandlungen vom Menschlichen ins Übermenschliche sind beachtenswert. Sie alle sind von rituellen Mustern geprägt, die sich durch konkret analysierbare Stilmittel und Kunstgriffe erkennen lassen. Diese möchte ich anhand von Szenenbespielen der Filme Transcendence (2014), When Animals Dream (2014), Splice (2010), Eyes Wide Shut (1999) und Orlando (1992) evaluieren.

Anhand der Beispiele soll untersucht werden, wie filmische Motive mit performativer Transgression in Verbindung stehen und welchen Einfluss die von Wulf thematisierte, performative Kraft des audiovisuellen Mediums Film auf die Ritualdarstellungen hat. Außerdem muss betrachtet werden, wie transgressive Strukturen die Schnittstellen zwischen Mythen, Ritualen und Film markieren. Die mythischen Grundlagen der Plots lassen Verbindungen zu deren performativer Wirkung zu, die wiederum im Mittelpunkt Bourdieus Theorie steht und Transgression als zentrales Element thematisiert.


Lioba Schlösser (MA). 2009 bis 2012 Bachelorstudium an der Universität Siegen, Studienfach Literary, Cultural and Media Studies (LCMS). 2012 bis 2014 Masterstudium Medienkultur an der Universität Siegen.

Seit 2015 Promotion (Universität Mainz) unter dem Arbeitstitel: Perspektiven filmischer Überwindung der bipolaren Geschlechternorm durch Rückgriffe auf mythisches Potenzial.