‚I won’t disappear into the bog. The bog is in me.’ Das Unsichtbare darstellbar machen: Analysen zu den Repräsentationspolitiken von Transgeschlechtlichkeit im zeitgenössischen Spielfilm

Spielfilme liefern mit ihren Bewegtbildern, den in ihnen erzählten Geschichten, mit dem, was sie sicht- und hörbar machen und was unsichtbar und verschwiegen bleibt, vielfache Interpretationen der Welt. Wenn man davon ausgeht, dass die jeweils filmspezifische Form der Audiovisualität dadurch als diskursive Formation zu betrachten ist, die Subjekte innerhalb eines Feldes der Repräsentierbarkeit produziert, dass sie Phänomene auf spezifische Art und Weise sichtbar macht, während andere unsichtbar bleiben und marginalisiert werden, dann ist es besonders spannend und erkenntnisreich analytisch zu verfolgen, wie der Film ein Phänomen präsentiert, das sich grundlegend einer audiovisuellen Vermittlung entzieht. Transgeschlechtlichkeit bezeichnet Menschen, bei denen keine (vollständige) Übereinstimmung  zwischen  dem  bei  Geburt  zugewiesenen  und  gefühltem  Geschlecht vorliegt. Wie vielfach herausgestellt wurde, handelt es sich um ein das Identitätsgefühl (mit)bestimmendes Phänomen, das vor allem im Inneren eines Menschen, d.h. leiblich erfahren wird. Da Transgeschlechtlichkeit daher ein von außen nicht unmittelbar sichtbares Phänomen darstellt, liegt die Vermutung nahe, dass dessen filmische Vermittlung in besonderer Weise von Repräsentationspolitiken („politics of representation“ nach Hall 1997) regiert ist, deren Analyse Zugang zu den kollektiven Vorstellungen über (Cis- und Trans*)Geschlechtlichkeit, Sexualität und Queerness ermöglicht. Ausgehend von Spielfilmen ab den 1990er Jahren, die Transgeschlechtlichkeit zum narrativen Leitthema haben, sollen diese Repräsentationspolitiken im Vortrag vorgestellt und problematisiert werden.


Robin K. Saalfeld, M.A. studierte Medienwissenschaft, Soziologie und Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und ist seit 2013 wissenschaftliche_r Mitarbeiter_in am Lehrstuhl für Geschichte und Ästhetik der Medien der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften. Momentan arbeitet er_sie an einem Promotionsprojekt zur Konstruktion von Transgeschlechtlichkeit im zeitgenössischen Erzählfilm.