Posttelevisuelle Selbsttechnologien männlichkeitskritisch betrachten

Der Vortrag stellt die zentralen theoretischen wie methodischen Überlegungen meines Dissertationsprojekts vor. Dieses zielt auf eine medienwissenschaftliche und pro_feministische Auseinandersetzung mit „posttelevisuellen Serialitätsdispositiven“ anhand aktueller audiovisuell-serieller Narrative. Der Fokus liegt dabei auf männlich-vergeschlechtlichenden Subjektivierungen durch posttelevisuelle Selbsttechnologien, durch mediale Praxen also, die zwar alltagsweltlich immer noch unter dem Begriff „Fernsehen“ subsumiert werden, jedoch nicht (mehr) an ein eindeutig bestimmbares Medium gebunden sind.

Entsprechende Entwicklungen der Transformation, Multiplikation und Rekonfiguration von „Fernseh(seri)en“ wurden in jüngeren wissenschaftlichen Auseinandersetzungen aus unterschiedlichsten, jedoch meist klar voneinander abgetrennten Perspektiven untersucht. Ziel des Forschungsprojektes ist es im Gegensatz dazu, Phänomene (post-)televisueller Serialität und die damit einhergehenden Konstruktionen von Geschlecht aus einer umfassenden Perspektive zu beleuchten, die sich nicht auf innertextliche Bedeutungsebenen begrenzt, sondern systematisch versucht, deren Verschränkungen mit medientechnischen Formen und sozio-technischen, kulturellen und politischen Produktionsbedingungen in den Blick zu nehmen. Dies soll durch eine erstmalige Behandlung des Gegenstandbereiches unter männlichkeitskritischen, akteur_innen-netzwerk-theoretischen und dispositivanalytischen Vorzeichen geleistet werden.

Anhand der Analyse ausgewählter audiovisuell-serieller Narrative – u.a. House of Cards (Netflix, 2013- ), Transparent (Amazon, 2014- ), Breaking Bad (AMC, 2008-2013) und Fargo (FX, 2014- ) – besteht das übergeordnete, kulturwissenschaftliche Anliegen des Forschungsprojekts schließlich in der Auseinandersetzung mit aktuellen Ausverhandlungen und gegenseitigen Konstitutions- sowie De- und Restabilisierungsprozessen der Konzepte „Fernsehen“ und „Männlichkeit“, die sich gegenwärtig beobachten lassen.


Stefan Sulzenbacher ist seit 2015 DOC-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. In diesem Rahmen ist er als Projektmitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Uni Wien beschäftigt, wo er zu posttelevisuellen Selbsttechnologien promoviert.

Seine Forschungsinteressen umfassen Serialitätsforschung, Diskurs- und Dispositivanalyse, mediale Gouvernementalitätsstudien und Gender Studies mit Fokus auf kritischen Auseinandersetzungen mit Männlichkeiten.