Fernsehen macht Unterricht – Lehren und Lernen mit Reality-TV

Die aktuellen medienpädagogischen Debatten und Konzepte werden vorwiegend um Innovationen der digitalen Medien geführt. Der sinnvolle und reflektierte Umgang mit sozialen Netzwerken, Smartphones und Tablets steht sicher zu Recht im Fokus derzeitiger Lehr-Lernkonzepte, sollte jedoch nicht den alleinigen Inhalt der Medienkompetenzbildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen darstellen. Erzählungen in Film und Fernsehen gehören ebenso zu deren sozialer Realität, werden aber, wie Thomas Walden (2015: 14) anmerkt, oft „als Bestandteile profaner Kultur diskreditiert […], denen im Bildungskanon institutioneller Bildung  kein Platz eingeräumt werden muss.“

Doch gerade weil etwa Formate des Reality-TV über das heimische Fernsehen allgegenwärtig erscheinen, sollten deren Konstruiertheit, Logiken und Nutzungsmotive bei Kindern und Jugendlichen Teil medienkompetenzbildender Lehr-Lernkonzepte auch in den Schulen sein. Diesbezüglich plädiere ich für den Einsatz medienwissenschaftlicher Expertise in der Lehreraus- und –Fortbildung und möchte ein solches, von mir entwickeltes Konzept in Bezug auf den Einsatz von vermeintlich profanen Fernsehinhalten im Unterricht (fachspezifisch im Bereich Ethik oder Gesellschafts- und Sozialkunde) zur Diskussion stellen.


Monika Weiß, Mag., Studium der Medienwissenschaft, Neueren Geschichte und Politikwissenschaft; seit 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Fernsehwissenschaft des Instituts für Medienwissenschaft, Philipps-Universität Marburg; Dissertationsprojekt zur „Living History im Fernsehen“ (AT); Forschungsschwerpunkte sind Geschichte und Theorie des Fernsehens, Fernsehen und Geschichte, Serialität und Intermedialität sowie Kinder und Fernsehen/Kinderfernsehen.